Was ist Hypnose ?
Hypnose ist eine Methode, bei der Klienten sich nach und nach entspannen können und auf diese Weise Zugang zu ihrem stillen Wissen und schlummernden Kompetenzen erhalten. Außerdem ist es in diesem Zugang möglich, Vorschläge, Bilder und Sätze im Tiefenbewusstsein aufzunehmen, die auf Probleme die in der Therapie zur Sprache kamen, Antworten, Hilfe, Erleichterung bieten. Auf diese Weise kommt es zu einem inneren Umlernen oder Neulernen, das unterhalb der Ebene des bewussten Willens stattfindet.
Sie erneuern dabei sozusagen Ihr Fundament und nicht nur die Fassade (die das bewusste Wollen darstellt). Der Therapeut begleitet Sie dabei. Allerdings werden Sie die ganze Zeit wach sein und meine Worte hören. Manchmal aber auch weniger, wenn gerade ihr Tiefenbewusstsein etwas für Sie neu im Inneren klärt, befreit oder heilt. Sie werden also alles mitbekommen, was im Raum passiert und Sie werden sich an alles erinnern können, wenn Sie es möchten. Hypnose ist kein Schlaf, sondern eine Entspannung, in der Ihr Unbewusstes – das ist ein anderes Wort für Tiefenbewusstsein – die Möglichkeit erhält, für Sie zu sorgen.
Ihr bewusstes Denken kann dabei etwas Pause machen, da in dieser Entspannung hauptsächlich die Gehirnfunktionen tätig sind, die eher spielerisch, leicht, nebenbei und unwillkürlich lernen … Während Ihr Unbewusstes auf diese Weise lernt und die heilsamen oder kraft gebenden Ideen umsetzt, die ich anrege oder vorschlage, kann ihr Bewusstsein gleichzeitig wach bleiben und natürlich ebenfalls für Sie sorgen und die Kontrolle und den Überblick behalten. Sie können während dieser Entspannung auch sprechen, niesen, weinen, lachen, sich bewegen, die Nase kratzen. Das ist alles ganz natürlich und wir werden uns hier und da unterhalten.
Sie brauchen nur das zu erzählen, was Sie erzählen möchten. Was ein Geheimnis ist, darf ein Geheimnis bleiben. Sie können also nur das berichten, was in unserer Zusammenarbeit – in diesem Rahmen des Vertrauens – gut ist.
Die Hypnose können wir einleiten, indem ich Ihnen einige Vorschläge mache: zum Beispiel Augen schließen, den Atem ruhig genießen lassen, die Muskeln lockern und Ähnliches. Nach einer Reihe von solchen sehr einfachen Vorschlägen – wenn Sie diese nach und nach selbst umsetzen und durchführen – stellt sich die Entspannung ganz von allein ein. Im Grunde ist also eine Hypnose eine Selbsthypnose und ich helfe Ihnen nur mit meinen Vorschlägen, damit Sie Ihr inneres Erleben und Ihren Körper umstellen können, um in Ihre Hypnose zu gehen. Wenn die Hypnose beendet wird, weil zum Beispiel die Sitzung zu Ende geht, werde ich Sie bitten, sich etwas zu recken, tief einzuatmen und die Augen zu öffnen. Vielleicht begleite ich das mit einem Zählen von eins bis drei. Und bei drei öffnen Sie dann die Augen und werden sich frisch und ausgeruht fühlen.
Typische Ängste und Mythen im Zusammenhang mit Hypnose
#1 Ich glaube nicht, dass ich in Hypnose gehen kann. Vielfach denken Klienten, in Hypnose sei man völlig »weg«. Sobald sie ein realistisches Bild der Hypnose kennen, in dem Klienten auch wach sein können, akzeptieren Sie, dass Hypnose für Sie ebenfalls möglich ist. Außerdem werden in der ersten Stunde in einfacher Weise Imaginations- und Trancekompetenzen »geübt« und dadurch wird erfahrbar, dass es tatsächlich »klappt«
#2 In Hypnose werden mir fremde Gedanken eingeredet. Das sollte im Coaching oder der modernen Therapie nicht geschehen. Suggestionen sind heute Angebote und idealerweise werden sie – wenn es um spezifische Veränderungsanregungen geht – im Vorfeld gemeinsam konzipiert.
#3 Hypnose ist nur zudeckend und betäubend, ändert aber nichts an den Ursachen. Man kann symptomorientiert »zudeckende« Suggestionen geben – doch genauso auch lösungsorientiert, ursachenorientiert oder konfliktorientiert arbeiten. Je nach der Grundausbildung außerhalb der Hypnose, die ein Therapeut hat. Entscheidend ist zudem, welcher Zugang für das jeweilige Anliegen und den individuellen Menschen im Moment am besten passt. Hypnose ist nur das Werkzeug, das andere Beratungs- oder Therapiequalitäten deutlich verstärkt.
#4 In Hypnose gibt man seinen Willen an den Hypnotiseur ab. Hypnose ist ein partnerschaftlicher Prozess in Coaching und Therapie. Der Klient soll Kontrolle über den Prozess haben und jederzeit die Prozedur verändern oder abbrechen können. Auch in Hypnose wird innerhalb eines Coachings oder in der Therapie gefragt, ob Richtung, Tempo und Temperatur richtig eingestellt sind.
#5 Hypnose ist ein tiefer Schlaf, in dem man nichts mehr hört. Hypnose in Coaching und Therapie ist eher mit einer Entspannung vergleichbar und ist kein Schlaf. In einigen Fällen kann aber durchaus eine Tiefrance geplant werden, die sich für den Klienten fast wie ein Schlaf anfühlen kann. Meistens sind die Klienten und Patienten jedoch wach, weil sie dann aktiver an ihren Anliegen mitarbeiten können.
#6 Hypnotiseure haben einen komischen Blick, viel Charisma, eine tiefe Stimme und strahlen Autorität aus. Da Hypnose immer Selbsthypnose ist, kommt es mehr auf die Fähigkeiten, die Angstfreiheit und die Erwartung des Klienten an. Außerdem ist eine sichere Umgebung und vertrauensvolle Beziehung erforderlich. Dies alles fördert ein guter Hypnotiseur mit Engagement. Ansonsten sind Hypnotiseure im Coaching oder der Therapie ganz normale Menschen. Nur in Shows tun einige Darsteller so, als würde alle Macht von ihnen ausgehen (oder glauben es sogar). Zu ihrer Show gehört dann auch ein besonderes Auftreten.
#7 Nur Tiefrance ist wirksam (wenn ich nichts mehr mitbekomme). Es wird oft behauptet, dass nur Tiefrance oder sogenannter Somnambulismus wirksam sei und dass diese tiefe Trance anderen leichten oder oberflächlichen Hypnosen überlegen sei. Hierfür gibt es keine wissenscha lichen Studien, die diese Aussage stützen. Es ist eher andersherum, dass großartige Erfolge auch bei »leichter« oder »mittlerer« Trance möglich sind. Hypnose wirkt in erster Linie durch Überzeugung und Erwartung und nicht durch »Tiefe«. Ein gewisses Engagement auf emotionaler und erlebensorientierter Bewusstseinsweise ist allerdings erforderlich.
#8 In Hypnose verwechselt man Zitronen mit Äpfeln und gackert wie ein Huhn. In Showhypnosen kommt das manchmal vor. Die Mitspieler auf der Bühne werden vorher aber mit sozialpsychologischen Tricks gut ausgewählt und erklären sich quasi einverstanden damit, auf der Bühne gut mitzuspielen. Einerseits sind die Aufgaben dort lustig und peinlich, andererseits haben die Mitspieler einen Gewinn dadurch, dass sie von allen gesehen werden und im Mittelpunkt stehen. Auf unbewusster Ebene ist dieser Gewinn ihre Motivation, dort mitzuspielen. Im Coaching oder der Therapie geht es nicht um die Wirkung auf ein Publikum und um derartige Effekte, sondern um eine freiwillige Arbeit, die sie selbst für sich durchführen, um an ihrem Anliegen zu arbeiten.
Ethikcodex des Deutschen Verbands für Hypnose
1. Aufgabe: Zielsetzung unserer Arbeit ist es, unseren Klienten zu mehr Flexibilität im eigenen Handeln, Denken und Erleben sowie zu einem Gewinn an persönlicher Freiheit zu verhelfen.
2. Selbstverständnis: Wir verstehen die Hypnose als Werkzeug zur Erhellung und Erweiterung des Bewusstseins, nicht zu dessen Einengung. Sie hilft uns dabei, ein wacheres, bewussteres und selbstbestimmtes Wesen zu entwickeln.
3. Methode: Wir nutzen die Hypnose zur Harmonisierung des bewussten und der unbewussten Schichten. Dies kann sowohl durch den Abbau von Blockaden als auch durch den Aufbau von Ressourcen geschehen.
4. Freiheit: In unserer hypnotischen Arbeit handeln wir frei von stilistischen Einschränkungen oder Dogmen. Wir wählen den Stil und die Intervention, die für unsere Klienten am besten geeignet ist. Das bedingt, dass wir nicht immer und ausschließlich hypnotisch arbeiten, sondern bedarfsgerecht auch andere uns zur Verfügung stehende Werkzeuge (wie zum Beispiel NLP, EFT und Co.) nutzen.
5. Respekt: In der Arbeit mit unseren Klienten pflegen wir einen wertschätzenden, respektvollen und aufmerksamen Umgang, der allerdings genug Platz für Humor und bedarfsweise auch für gezielte Provokation bietet. Gleiches gilt für den Umgang mit Kollegen: Kritik wird in sachlicher, konstruktiver Form vorgebracht.
6. Sorgfalt: Im Rahmen unserer Sorgfaltspflicht arbeiten wir ausschließlich mit Themen und Klienten, für die wir uns ausreichend qualifiziert wissen. Wir weisen Klienten klar auf die Möglichkeiten der Hypnose hin und distanzieren uns zeitgleich von omnipotenten Allmachtsansprüchen.
7. Effzienz: Während wir mit unseren Klienten an der Stärkung ihrer persönlichen Ressourcen arbeiten, achten wir zugleich auf eine Schonung der Ressourcen Kosten und Zeit. Dem Leitsatz »so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich« gemäß vereinbaren wir deshalb nur so viele Termine, wie zur Erreichung des gemeinsam vereinbarten Ziels nötig sind.
8. Klare Kommunikation: Der Deutsche Verband für Hypnose e. V. begrüßt eine Nutzung der Hypnose sowohl für therapeutische als auch für nicht-therapeutische Zwecke, wie zum Beispiel Entspannungstraining, Coaching oder gesundheitsprophylaktische Maßnahmen. Im Rahmen eines professionellen, ethisch und juristisch korrekten Auftretens sind die Begrffe Therapie und Hypnotherapie ausschließlich dann zu nutzen, wenn auch eine entsprechende Heilerlaubnis vorliegt.
9. Schweigepflicht: Wir verpflichten uns zu absolutem Stillschweigen über sämtliche Klientendetails, von der wir nur vom Klienten selbst entbunden werden können.
10. Kontinuierliche Weiterbildung und Supervision: Eine kontinuierliche Weiterbildung ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Darüber hinaus nehmen wir professionelle Einzel- oder Gruppensupervision in dem Maß in Anspruch, wie sie unsere Arbeit mit Klienten bedingt.
11. Unabhängigkeit: Wir wenden die Hypnose stets in einem Kontext an, der zu mehr Unabhängigkeit und innerer wie äußerer Flexibilität führt. Deshalb distanzieren wir uns ausdrücklich von Sekten sowie von dogmatisch strukturierten Gruppierungen.
Quelle (verändert) : Dr. Björn Migge « Hypnose und Hypnotherapie », Beltz, 2018